Seit Mitte des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts waren die meisten Handwerksberufe der Grafschaft Rothenfels und der Herrschaft Staufen in Zünften zusammengeschlossen.
Die jeweilige Zunftordnung regelte die Organisation einer Zunft, das Ausbildungswesen und die Rechte und Pflichten der Mitglieder. Rotgerber und Schuhmacher bildeten in Immenstadt zusammen eine Zunft. Was naheliegend war, da die Schuhmacher das von den Gerbern hergestellte Rohmaterial Leder weiterverarbeiteten.
Die gemeinsame Zunftlade der Rotgerber und Schuhmacher aus dem Jahr 1682 (renoviert 1835) ist im Museum Hofmühle zu sehen.
In der Zunftlade verwahrte eine Handwerksvereinigung ihre wertvollen Gegenstände. Dazu gehörten: Zunftordnung, Siegel, Rechnungsbücher, Kasse und andere wichtige Dokumente.
Bei der vorliegenden Lade sichern zwei Schrankschlösser den Inhalt – so konnte sie nur gemeinsam von mehreren Meistern geöffnet werden.
Dieses mobile „Büromöbel“ einer Zunft wurde oft im Zunftlokal eines Gasthauses aufbewahrt, denn vielfach verfügten die Handwerkszünfte nicht über ein eigenes Zunfthaus. Das Gasthaus bot auch Gesellen auf der Wanderschaft Unterkunft und war der Veranstaltungsort der regelmäßigen Zunftversammlungen. Besonders gefeiert wurde der sogenannte Jahrtag, am Tag des Schutzheiligen oder eines hohen kirchlichen Feiertages.
Die offene Handwerkslade galt als Symbol für die Rechtsgültigkeit bei ausgeführten Amtshandlungen. Sie stand bei Amtshandlungen und Zeremonien im Mittelpunkt des Geschehens und war ihrer Bedeutung angemessen, aufwändig gestaltet. Da vor der offenen Lade getagt wurde, finden sich oft Verzierungen an den Innenseiten des Deckels. Ein Beispiel dafür ist der üppig bemalte Papierbezug im Deckel der hier gezeigten Zunftlade.