Mit der 1536 durch kaiserliches Privileg eingerichteten Leinwandschau war in Immenstadt eine Instanz geschaffen worden, sämtliche gefertigte Webwaren einer Qualitätsprüfung zu unterziehen, bevor sie in den Handel kamen. Die aufgedruckten Prüfzeichen klassifizierten die aus Flachsgarn gewebte Leinwand und galten bald als Garant für Qualität. Vor allem, da die Immenstädter Schau bekannt dafür war, besonders genau zu prüfen.
Der Landbevölkerung diente die Leinenweberei als notwendige Einkommensquelle. Ihre Erzeugnisse an den Schautagen vorzulegen, war für alle Weber in Immenstadt und auf dem Land im Umkreis von 50 Kilometern (damals gerechnet als 10 Wegstunden) verpflichtend. Die Produzenten durften nur kontrollierte Ware den „Faktoren“ zum Kauf anbieten. Über das Handelsnetz der Leinwandfaktoren und ihrer Vertragshändler mit europaweiten Kontakten, gelangte die schwäbische Leinwand über die Seehäfen bis nach Südamerika.
Zunächst wurde die Leinwand noch in weiteren Schritten veredelt. Die naturfarbene Rohleinwand ließen die Faktoren auf der Bleiche „weißmachen“. Dabei wurde die Leinwand in einer Walke gestampft und anschließend über einen längeren Zeitraum auf den Bleichwiesen am Großen Alpsee gebleicht – d.h. mit heißer Lauge übergossen und der Sonne ausgesetzt.
Wenn die Leinwandballen in einem weiteren Arbeitsschritt gefärbt werden sollten, geschah das in der herrschaftlichen Färbe in Immenstadt. Abschließend wurden die Stoffe geglättet. Zum Versand packte man die fertigen Webwaren in Fässer, den sogenannten „Lägeln“, zu je 20 Ballen Leinwand und einem Gewicht von 1,5 bis 2 Zentnern.
Der anhaltende Erfolg der Immenstädter Leinwandschau blieb nicht unbemerkt und benachbarte Territorien unternahmen mehrmals Versuche Schauprivilegien anzustreben, die sich aber nicht langfristig durchsetzten.
Seit Anfang des 19. Jahrhunderts befand sich die Allgäuer Leinwandindustrie im Rückgang. 1855 wurde die Leinwandschau mit wenigen Schaustücken zum letzten Mal durchgeführt.
Vogel, Rudolf: Immenstadt im Allgäu. Landschaft, Geschichte, Gesellschaft, Wirtschaft, kulturelles und religiöses Leben im Lauf der Jahrhunderte, S. 333 ff
Mayer, Marcel: Leinwand, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.05.2012. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/013958/2012-05-23/