Bedeutung des Marktplatzes

Ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt ist heute der Wochenmarkt auf dem Marienplatz – dem früheren Marktplatz – im Zentrum von Immenstadt.

Wenigen Besuchern wird bei ihrem samstäglichen Rundgang bewusst sein, dass der heutige Wochenmarkt und die einzelnen Jahrmärkte tatsächlich auf die 1360 von Kaiser Karl IV dem Grafen Heinrich von Montfort erteilten Erlaubnis in „Immendorf einen Markt aufzurichten und dafür zu werben“, zurückgehen. Diesem Privileg kommt auch in der Urkunde zur Stadterhebung Immenstadts in gleichen Jahr eine zentrale Bedeutung zu.

Immenstadt, am Knotenpunkt zweier wichtiger Handelswege gelegen, erhielt als erster Ort des südlichen Oberallgäus das Marktrecht.

Neben der Versorgungsfunktion für die Bewohner der Stadt und des Umlandes ging die Bedeutung der Märkte für eine mittelalterliche Stadt vor allem mit einer Stärkung der Wirtschaftskraft einher und sorgte für Steuereinnahmen für die Herrschaft. Die wirtschaftlichen Aktivitäten strahlten auf die gesamte Stadt aus. Die Menschen, die in die Stadt kamen, mussten untergebracht und verköstigt, die Pferde versorgt werden und Handwerker bekamen regelmäßig Aufträge.

Vermutlich bildete sich so auch das Stapelrecht heraus, das Fuhrleute und Frächter dazu verpflichtete, ihre Güter für eine Nacht in Immenstadt abzuladen und dafür eine Gebühr zu entrichten.

Der ursprüngliche Wochenmarkttag war Dienstag, wurde aber bereits 1447 auf Samstag verlegt. Im Lauf der Jahrhunderte unterlag die lange Tradition der Märkte Schwankungen und Unterbrechungen. Der Wochenmarkt wurde mehrfach neu aufgelegt, wie z.B. im Januar 1789 oder auch zeitweise auf Montag, den Schautag der Leinwandschau gelegt.

Ein gut geregelter Markt, ob Wochenmarkt, Jahrmarkt oder Viehmarkt, war entscheidend für die Bedeutung und Außenwirkung einer Stadt. Deshalb waren die Märkte streng geregelt und überwacht, auch gegen Betrug bei Maß und Gewicht und anderem Fehlverhalten. Zum Auftakt wurde nach dem Gottesdienst der Marktfrieden verkündet, Bestimmungen und Verhaltensregeln vom Gerichtsdiener verlesen.

Das Marktgeschehen konzentrierte sich auf dem Marktplatz, wo sich die auswärtigen Händler einfanden. Einheimische und auswärtige Handwerker konnten den Salzstadel nutzen und die Verkaufsplätze der Landbevölkerung, die ihre landwirtschaftlichen Produkte anboten, befanden sich meist in der Kirchgasse. Bretter und Stangen für die Marktstände gab es zu leihen und als Bedachung verwendete man meist gewachste Tücher

An Markttagen war die Stadt voll mit Menschen, es ging laut und geschäftig zu und die verschiedensten Düfte und Gerüche mischten sich. Neben Mehl, Gewürzen, Salz, Arzneimitteln, Wachsstöcken und Fischen gab es auch mit Körben von Hühnern beladene Karren, Kühe, Kälber, Kanarienvögel und Packpferde.

Marktbücher geben Einblick in das breitgefächerte Angebot. 1656 waren auf einem Allgäuer Markt unter anderem folgende Händler vertreten: Tucher, Leinen- Barchentkrämer, Eisenkrämer, Bäcker, Mehlhändler, Hafner und Geschirrkrämer.
Besonders im 18. und 19. Jahrhundert kamen zu den Jahrmärkten auch Kaufleute und Händler aus Tirol und Italien. Von einigen ist bekannt, dass sie in der Gegend blieben, das Bürgerrecht erwarben oder in Bürgerfamilien einheirateten. [1798 Joseph Anton Zumstein aus Gressoney im Aostatal, ein  Verwandter der Patrizierfamilie Zumstein, Kempten – siehe Kempten-Museum im Zumsteinhaus]. Bekannt waren vor allem die Tiroler Vogelhändler und Galanteriewarenhändler, die alle Arten von Luxusartikeln, wie Bänder, Tücher, Fächer, Spiegel, Kämme, Strümpfe, Leinenblumen oder Schmuck im Angebot hatten.

Die Jahrmärkte waren willkommene Attraktionen, die von allen Bevölkerungsgruppen besucht wurden. Abgehalten wurden sie zu verschiedensten Anlässen, wie Kirchweih- oder Patroziniumsfeste und andere markante Tage im Jahreslauf – vor den Alpaufzügen, an Nikolaustag oder Heilig Abend.

In der ältesten erhaltenen Rechnung der Grafschaft Rothenfels 1604 werden Maienmarkt, St. Mangmarkt (Vieh- und Krämermarkt) und Klausenmarkt aufgeführt. Einer der größten Immenstädter Märkte war der Thomas-Markt, um den Thomastag herum, der mit einem Viehmarkt verbunden war und zwei Tage dauerte.

Mit kaiserlichem Privileg gab es seit 1536 auf dem Marktplatz einen eigenen Garnmarkt. Die Flachsspinner der Grafschaft Rothenfels durften nur dort ihr Garn zum Kauf anbieten und die Weber nur dort Garn kaufen, um umherziehende „Zwischenhändler“ davon abzuhalten, das gesponnene Garn bei den Bauern aufzukaufen und mit hohem Preisaufschlag an die Weber zu verkaufen. 1848 wurde der Garnmarkt an den Klosterplatz verlegt und bald darauf ganz aufgegeben.

vgl. Sonderausstellung „Markt und Handel – wie´s früher war“, Museum Hofmühle 2017