Holzdeicheln und Stadtbrunnen

Aus dem Quellgebiet am Immenstädter Horn wurde das Wasser bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts durch Leitungen aus durchbohrten Baumstämmen, den „Deicheln“, ins Stadtgebiet geführt und auf die Brunnen im Stadtgebiet verteilt.

Einen privaten Brunnen besaß zunächst nur die gräfliche Familie im Innenhof des Stadtschlosses. Weniger begüterte Stadtbewohner holten ihr Wasser von den öffentlichen Brunnen der Stadt. Ein Brunnenmeister war mit der verantwortungsvollen Aufgabe der Sicherung und Überwachung der Stadtbrunnen betraut.

Die Versorgung des Haushalts mit Wasser oblag den Frauen – die immer wiederkehrende Arbeit tagtäglich dutzende Eimer des kostbaren Nass von einem der Stadtbrunnen ins Haus zu tragen.
Erst eine Dezentralisierung der Wasserversorgung und die Installierung von Trinkwasserleitungen brachten hier nach und nach Erleichterung.
Die durch den Steigbach verursachte Überschwemmung von 1873 riss einen Großteil der Deichelfahrten aus der Erde. So beschloss der Stadtrat, eiserne Trinkwasserleitungen in Verbindung mit einer Hochdruckanlage zu installieren und zahlreiche gusseiserne Brunnen anzuschaffen. 1892 wurde diese Wasserversorgung in Betrieb genommen. 1902 gab es zwölf öffentliche Brunnen, neun in städtischen und 232 in privaten Gebäuden.

Anfang der 1930er und Mitte der 1950er Jahre entstanden zusätzlich Bohrbrunnen für Grundwasser um Spitzenbedarf und längere Trockenperioden zu überbrücken. Das Grundwasserpumpwerk ist heute nicht mehr aktiv.

Heute wird das Quellwasser über einen Hochbehälter oberhalb des Friedhofs am Immenstädter Horn verteilt, der 1949/50 erbaut wurde und heute in einem gefährlichen Erdrutschgebiet liegt. Zusätzlich zum Quellwasser wird Immenstadt auch mit Fernwasser aus dem Raum Ortwang bei Burgberg versorgt.

Auf dem Vorplatz des Museums Hofmühle erinnert ein gusseiserner Brunnen an die Wasserversorgung der Bevölkerung, wie sie vereinzelt noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts bestand.