Handwerk am Wasser: Die Gerber

Das Museum Hofmühle liegt an der Aach im ehemaligen Gerberviertel von Immenstadt. An dieses Gewerbe erinnert heute nur noch der Straßenname „Gerbergasse“, ein denkmalgeschützter Gerberstadel und ein ehemaliges Rotgerberhaus in der nahegelegenen Spitalstraße. Wegen ihrer wasserintensiven Arbeitsweise waren die Gerberwerkstätten notwendigerweise an einem fließenden Gewässer gelegen. Hier war genügend Wasserkraft zum Betrieb der Walken vorhanden und ausreichend Wasser zum Weichen und Spülen der Häute.

Die Gerber verarbeiteten in langwierigen, sich über Monate hinziehenden Arbeitsgängen verschiedenste Häute und Felle zu Leder: Kuh-, Stier-, Kalbs-, Schaffelle, Schweinehäute (Rotgerber), Ochsenhäute, Kitzen-, Hirsch-, Gäms-, Reh-, Geiß-, Schaffelle (Weißgerber), Reh-, Gäms-, Schaf-, Ziegen-, Hirschfelle (Sämischgerberei).

Je nach verwendeten Materialien werden verschiedene Gerbungen unterschieden: Rotgerber verwendeten zum Gerben die Lohrinde von Eichen, Tannen oder Fichten. Weißgerber stellten feineres und leichteres Leder her und gerbten mit Kali-Alaun, das dem Leder eine hellere Farbe verlieh. In der Sämischgerberei wurden Fette und Tran benutzt.

In Immenstadt nennen die Quellen des Stadtarchivs 1677 drei Rotgerber, wovon einer auch gleichzeitig Weißgerber war. 1815 arbeiteten hier zwei Rotgerber und zwei Weißgerber, im Jahre 1840 ist dagegen nur noch einer genannt.
In der Konkurrenz um die Wasserrechte gerieten die Immenstädter Gerbereien in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ins Hintertreffen, die Wasserrechte lagen nun bei der Mechanischen Bindfadenfabrik.